Experimentelle Tragsicherheitsbewertung von Bauwerken
Zu den Aufgaben des Bauingenieurwesens zählt heute neben der Planung
und Ausführung von Neubauten in zunehmendem Maße die Erhaltung bestehender
Bauwerke. Bei der Entscheidung zur Substanzerhaltung vorhandener Bauten
müssen die Tragsicherheit und die Gebrauchsfähigkeit gewährleistet sein.
Für einen rechnerischen Nachweis ist neben der bekannten Geometrie,
Lagerung und Belastung auch die Kenntnis der Werkstoffeigenschaften
sowie vorhandener Schädigungen erforderlich. In der Baupraxis ist die
Erfüllung aller Voraussetzungen für den rechnerischen Tragsicherheitsnachweis
manchmal problematisch.
In solchen Fällen lohnt es sich, einen Belastungsversuch in situ am
vorhandenen Bauwerk vorzunehmen. Voraussetzung hierfür ist jedoch eine
schädigungsfreie Durchführung, die weder die Tragsicherheit noch die
Dauerhaftigkeit des Objektes beeinträchtigt.
Beim Belastungsversuch wird ein vorhandenes Bauteil mit einer Ziellast
beansprucht. Diese wird laststufenweise aufgebracht, um anhand der während
des Versuches aufzunehmenden Verformungen unzulässige Belastungen erkennen
zu können. Wird jedoch die Versuchsgrenzlast erreicht, muß diese als
erreichbare Ziellast angenommen werden und es darf keine weitere Laststeigerung
erfolgen. Die Ziellast resultiert aus den für die weitere Nutzung des
Bauwerkes relevanten Belastungen.
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